Platte mit Finesse

Plattfischangeln mal anders:  Dreibein, lange Brandungsruten, Watt- und Seeringelwürmer können beim nächsten Plattfischangeln getrost zuhause bleiben. Es geht auch ohne schweres Gepäck und stundenlanges Warten auf den ersehnten Biss am Brandungsgeschirr, und zwar mit Finesse und leichten Spinngeschirr.

Manche werden es schon beim Spinnfischen am Meer erlebt haben, das plötzlich eine Platte anstelle einer Mefo oder eines Wolfsbarschs am Blinker oder Wobbler hing. Im Frühjahr und im Herbst sogar bis in den Dezember hinein kommt es beim Angeln mit Kunstködern an Ost- und Nordsee hin und wieder zu solchen Beifängen.

Bei mir waren es am Anfang auch nur Beifänge beim Angeln auf Wolfsbarsch, hier ein Platte am Twister, da eine Platte am Wobbler. Selbst vor 14cm langen Wobblern machten sie keinen Halt und attackierten diesen vehement. Mit der Zeit wuchs dann die Neugierde, Plattfische gezielt mit Kunstköder zu fangen. Erst wurde die Größe der Haken auf ‚Plattfischgröße‘ gesenkt, um das zufällige „Von Außen haken“ zu minimieren. Doch das Ergebnis ließ sehr zu Wünschen übrig.



Nach zahlreichen Versuchen und immer kleiner werdenden Ködern, wollte sich der gewünschte, regelmäßige Erfolg noch nicht einstellen. Auch waren die Spots wohl nicht gut gewählt für das Angeln mit verhältnismäßig leichten Kunstködern, denn gute Spots zum Brandungsangeln sind nicht immer auch gute Spots für das Angeln mit der leichten Spinnrute. Da ich hauptsächlich an der Nordsee fische, habe ich an diesem Spot zudem noch mit einer starken Strömung zu kämpfen. Leider oft zu stark für leichte, kleine Köder. Besser geht es zwischen den vielen Wellenbrechern, die die starke Gezeitenströmung etwas hemmen. Aber auch in den Häfen finden wir gute Plattfischspots die prima mit der leichten Spinnrute beangelt werden können.


Zwischen den Wellenbrechern am Strand fischt man eher im seichten Wasser, mit einer Tiefe bis maximal 2m, in den Häfen sind es 4 bis 5m Wassertiefe. Aller Anfang ist schwer, mit kleinen Hardbaits ist es hier nahezu unmöglich dicht über Grund zu fischen, von Strand her macht uns die Strömung einen Strich durch die Rechnung, in den Häfen die Wassertiefe, also bleiben nur noch die Softbaits.

Um Shads und Twister dicht über Grund zu führen sind entweder schwere Jigköpfe nötig oder man bedient sich anderer Methoden mit Finesse.



Eine solche Methode mit Finesse finden wir eher beim Spinnfischen im Süßwasser. Hier haben sich mittlerweile Methoden beziehungsweise Rigs (Montagen) etabliert, die vom Angeln auf Schwarzbarsche aus Amerika oder Japan stammen. Finessemontagen wie das Drop Shot-, Texas- oder Carolinarig sind mittlerweile auch hierzulande gängige Praxis beim Spinnfischen auf Barsch und Zander.

Aber auch im Salzwasser lassen sich solche Finesserigs prima einsetzen. Vor allem für das Spinnfischen auf Plattfische sind diese Rigs hervorragend geeignet. Für mich hat sich das Carolinarig an der Nordseeküste als am erfolgreichsten herauskristallisiert. Aufgrund des nahezu gewichtslosen Köders, kann dieser ohne Probleme von den kleinmäuligen Plattfischen eingesaugt werden. Als Köder haben sich Minishads, -twister und vor allem kleine VTails (V-Schwänze) als besonders fängig erwiesen. Am kleinen Offsethaken der Größe1 bleiben sie auch fantastisch an ihrem Platz und verrutschen nicht wie auf einem gewöhnlichen Haken. Das Festkleben mit Sekundenkleber gegen verrutschen hat sich als Beißbremse entpuppt. Es attackierten deutlich weniger Fische den Köder, wenn stark riechender Sekundenkleber im Spiel ist. Aber auf Geruch sollte man dennoch nicht verzichten. Geruchs- oder Lockstoffe auf natürlicher Basis können an manchen, eher fischlosen Tagen noch das Blatt wenden. Dann sollte man mit dem Stinkezeugs aber nicht übermütig werden, hier ist weniger mehr. Einen Tropfen oder minimales einstreichen am Schaufel-, Twister- oder V-Schwänzchen reicht völlig aus, um die Platte zum Anbiss zu locken.

Auch de Führung ist eher minmalistisch, kurze Sprünge des Rigs über Grund reichen völlig aus.

Zum Tackle

Die Rute sollte keine all zu steife Aktion besitzen, denn manchmal sind die Bisse sehr zaghaft. Mit einer zu steifen Rute zieht man beim Anschlag den Plattfischen den Köder förmlich wieder aus dem Maul. Eine Rute mit einer weicheren Spitze (regular oder moderate action) reduziert die Fehlbisse deutlich. Auch besitzen die Platfische kein sehr hartes Maul, in dem man den Haken mit Gewalt setzen muss.

Um der Gezeitenströmung so wenig wie möglich Angriffsfläche zu bieten, verwende ich eine dünne max. 6kg tragende, geflochtene Schnur. Falls doch mal ein Wolfsbarsch oder eine Makrele den Köder attackiert, haben wir dem Fisch im Drill noch etwas entgegen zu setzen.

Eine Rolle der Größe 3000 mit leicht laufender Bremse reicht völlig aus.

Beim Angeln in Häfen ist es ratsam immer einen langstieligen Kescher dabei zu haben, aufgrund von Ebbe und Flut ist an machen Spundwände die Landung der Platten etwas schwierig.

An vielen Spots ist es egal wann wir fischen, ob jetzt bei aufkommendem oder abgehendem Wasser. Bei abgehendem Wasser ist oftmals die Strömung etwas stärker und somit auch länger vorhanden. Deshalb bevorzuge ich eher das Fischen bis zur Ebbe bzw. wenn die Gezeitenströmung zu stehen  kommt.

Falls euch das Schleppen von schweren Brandungskoffern nicht liegt oder ihr mal nur zwischendurch ans Wasser wollt, probiert mal das Spinnfischen auf Plattfisch aus. Ihr werdet feststellen, es ist nicht nur eine Alternative wenn mal nichts läuft.