Hotspot Muschelbank

Eine Bank für dicke Barsche

Schon seit einigen Jahren versuche ich mir einen Leitfaden für das Fangen von großen Barschen zu erstellen. Die üblichen Klischees wie z.B. dass große Barsche immer am Rand des Schwarms stehen oder häufig Beifang beim Fischen auf Hecht sind, kann ich bis jetzt leider nicht teilen. Anfangs sollte ein Fangbuch das Rätsel lösen oder besser gesagt, mich näher an mein Ziel bringen. Da ich an vielen unterschiedlichen Gewässern fische, war es nach einiger Zeit eher ein Buch der Gegensätze. Die Daten über Wetter, Luftdruck und Jahreszeit ließen keine Regelmäßigkeit erkennen, weder in ein und demselben Gewässer, noch übergreifend auf alle anderen Gewässer. Selbst im selben Revier, sogar an derselben Muschelbank läuft es nicht jeden Tag nach Plan. Aber, da ich mir als Randnotiz auch die Muschelbänke notiert habe, bekam der Hotspot Muster ein klares Bild.

Eigentlich sind Muschelbänke ein Graus für viele Angler und werden meist als Ködergräber verteufelt. Meine Liebe zu Muschelbänken als echter Hot Spot entwickelte sich aus der Not heraus. Da ich oft vom Kajak aus fische, bin ich mit meinem Aktionsradius etwas eingeschränkt. Da bleibt einem oft nur, sein Glück weiter zu versuchen und geduldig und hartnäckig zu bleiben. Als Alternative bliebe ja nur, das Kajak aus dem Wasser rauf aufs Autodach und den Sport wechseln.

Im Winter kommt die kurze Tageszeit als Spielverderber hinzu, somit sind auch Spotwechsel eingeschränkt. So war es auch mit meiner Muschelbankbeziehung. Aus Starrsinn und Verzweiflung wurde anhaltende Liebe. Eigentlich war ich auf Zander im tieferen Wasser aus, nur hatte ich wohl deren zickigen Tag erwischt, kein einziger Tock in der Rutenspitze. Den angestauten Frust wollte ich mit ein paar Würfen mit Crankbaits im Flachwasser (2-3m Tiefe) abbauen. Naja, wie es so mit dem Frust einhergeht, verankerte ich den Crank gleich beim ersten Wurf in einer Muschelbank, Hänger. Nach dem Wiederloszuppeln des Crankbaits kam direkt der Einschlag. Wohlgemerkt, es war Januar und die Temperaturen bewegten sich gen Gefrierpunkt. Mir wurde schlagartig warm, als der 47er Barsch längsseits ans Kajak kam. Nach einem Jubelschrei, Wurf Nummer zwei in dieselbe Richtung und wieder war die Rute krumm.

Ein Barsch 45er wollte den Crankbait auch noch haben, ein Wechselbad der Gefühle mitten im kalten Winter. Ich war ganz schön verdutzt, bei den Wassertemperaturen noch aktive Fische im flachen Wasser anzutreffen. Das zweite Aha-Erlebnis kam an derselben Muschelbank ein paar Monate später – im Sommer. An dem Tag lief es gegen Mittag nicht so dolle, also ab ans Ufer für eine kurze Mittagspause. Ganz nach dem Motto: Noch mal zwei Würfe in Richtung der „alten“ Muschelbank, dann was Essen. Das Vorhaben eine Mittagspause einzulegen wurde durch einen heftigen Einschlag in der Rute zur Nebensache. Ein langsam über die Muschelbank geführter Spinnerbait fand einen 51cm großen, gestreiften Abnehmer. Es folgten noch ein paar kleinere Exemplare. Seitdem weckten Muschelbänke mein großes Interesse. Wenn jemand über Hänger an einer Muschelbank am Wasser jammert und meckert, weckt das seither eher meinen Jagdtrieb auf große Barsche. Und es bestätigte sich schon immer wieder; die meisten Barsche die ich gezielt über Muschelbänke gefangen habe, waren mindesten 40 cm lang. Was mich dabei sehr verwundert ist, dass die meisten erfolgversprechenden Muschelbänke nicht tiefer als 4m liegen, sogar eher flacher sind. Selbst im tiefsten Winter können solche Muschelbänke eine Bank für große Barsche sein.

Gummi für dicke Barsche

Mittlerweile fische ich hauptsächlich Craws (Krebsimitate), wenn ich gezielt auf die Dicken der Muschelbank aus bin. Im Winter eher etwas größere Krebse um die 4″ und größer im Sommer darf es auch mal kleiner sein, vor allem wenn die Wurfweite benötige. Im Sommer fische ich die Gummikrebse fast ausschließlich am Jika Rig, um mehr Bewegung in den Krebs zu bekommen. Im Winter kommen die Craws an das Carolinarig, weniger Bewegung langsame Führung. Den klassischen Jighead ist nahezu aus meiner der Dickbarschkiste verschwunden.

Man benötigt nicht zwangsläufig ein Kajak. Natürlich lässt sich die Muschelbank mittels Echolot leichter finden, aber es geht auch vom Ufer her. Ja, es dauert deutlich länger, wenn man gezielt sucht. Aber wie schon anfangs beschrieben, hilft oft ein Fangbuch mit einem Zusatzeintrag, z.B. Muschel am Köder =  Muschelbank, Koordinaten und Wurfweite und schon ist man für die Zukunft gerüstet. So finden sich auch meist andere Spots, die man eher im Winter befischen würde… ein Fangbuch zu führen ist daher niemals verkehrt.

Hat man eine große Muschelbank gefunden, ist es wichtig diese gründlich abzufischen. Auch mal einen Meter daneben werfen, denn große Barsche sind sehr aktive Fische und halten sich nicht lange an einem Fleck auf. Auch im Winter sind die großen Barsche „on Tour“. Ganz im Gegensatz zu den kleineren die sich in tiefere Regionen zurückziehen. Heißt, wer große Barsche ans Band bekommen möchte, muss mobil sein und die ausgetretenen Pfade verlassen. Sowohl in Sachen Spotsuche als auch bei der Köderwahl, oft ticken die Großen etwas anders als ihr Nachwuchs.