Multirollen

„…Als Multiplikatorrolle, abgekürzt Multirolle, wird die erste Art Angelrolle bezeichnet, bei der sich die Spule mithilfe einer Übersetzung schneller als die Kurbel dreht bzw. bei 1:1 Übersetzung gleich schnell dreht…“
(Quelle: Wikipedia)

Anfangs wurde die Multirolle hauptsächlich zum Meeresangeln auf große Marline und Thunfische eingesetzt (Big Game-Angeln). Viele Freunde fand und findet sie aufgrund ihrer Robustheit und dem Schnurfassungsvermögen auch bei Anglern die nach Norwegen fahren, da oft in Tiefen um die 100m gefischt wird.

Sogenannte Baitcaster, eine spezielle Form der Multirolle, halten heutzutage auch im Süßwasser Einzug. Ihren Einsatz finden die Baitcaster u.a. beim Jerkbait- und Vertikal-Angeln. Aber auch wenn es auf kapitale Süßwasserfische geht, wie z.B. dem europäischen Waller, werden oft Multirollen eingesetzt.

Im Unterschied zur Stationärrolle wird bei der Multirolle die Schnur von der sich drehenden Achse freigegeben, bei der Stationärrolle wickelt sich die Schnur beim Auswurf von der feststehenden Achse. Das macht die Handhabung der Multirolle etwas schwieriger. Man muss den Schnurabzug mit dem Daumen abbremsen, um Verwicklungen der Schnur zu vermeiden. Mit etwas Übung ist das Fischen mit der Multirolle jedoch kein Hexenwerk.

Bremssysteme

Bei den Multirollen unterscheiden wir zwischen zwei Bremssystemen: der Sternbremse und der Schiebebremse

Sternenbremse:

Die Sternenbremse befindet sich zwischen Kurbel (bzw. Doppelkurbel) und dem Gehäuse. Durch drehen der Sternenbremse (ein sternenförmiges Rad) wird das Hauptantriebrad gebremst. Über ein Ritzel überträgt sich die Bremskraft auf die Achse und somit auch auf die Spule.

Um den Schnurfreilauf zu aktivieren, besitzen Multirollen mit der Sternenbremse einen Knopf oder Hebel, der oft auf einem Steg über der Spule angebracht ist. Daher ist er leicht mit dem Daumen zu bedienen. Um ihn zu deaktivieren, dreht man an der Kurbel. Mit einem Klick schließt sich der Freilauf und blockiert somit die Spule. Die Spule kann dann wieder Schnur aufnehmen.

Schiebebremse:

Anstatt des Sterns besitzen diese Multirollen einen Hebel an der Seite (Lever Drag), der Bremsmechanismus liegt im Rollengehäuse. Schiebt oder drückt man den Hebel nach vorne, läuft die Kraftübertragung über ein Ritzel auf eine Platte. Diese Bremsplatte drückt sich auf eine weitere Platte, die dann die Spule abbremst.

Zieht man am Hebel, öffnet man die Bremse wieder. Um den Freilauf zu aktivieren, zieht man den Hebel komplett nach hinten. Das Getriebe entkoppelt sich wieder mit einem Klick, eine ähnliche Funktionsweise wie bei der Sternenbremse der Hebel. Da die Multirollen mit der Schiebebremse stärker und robuster sind und beim Bremsvorgang weniger Hitze entwickeln, werden sie in der Regel beim Big Game (Angeln auf große Tunfische oder Marlin) eingesetzt. Aber auch beim Fischen auf große Dorsche und Heilbutt in Norwegen sind sie im Einsatz.

Links- oder Rechtshandmodelle

Man unterscheidet die Multirollen noch in Links- und Rechtshandmodelle. Hier ist die Hand, die die Kurbel bedient gemeint. Rechtshänder halten die Angelrute normalerweise in der rechten Hand, gekurbelt wird mit der linken. So benötigt er ein Linkshandmodell (oder eben umgekehrt bei Linkshändern)

Rollengröße

Die Rollengröße bezieht sich auf die Schnurkapazität, d.h. wieviel die Spule an Angelschnur aufnehmen kann. Berechnet wird meist die Schnurlänge in Metern plus Schnurstärke. Die Angaben findet man auf der Rolle selbst oder bei den Herstellerangaben auf der Verpackung, im Katalog und Internetseite.

Übersetzung

Bei der Multirolle ist auch die Einholgeschwindigkeit bzw. das Übersetzungsverhältnis wichtig. Das heißt bei einer angegebenen Übersetzung von 5,8:1, dass sich die Spule bei einer Kurbelumdrehung 5,8 mal dreht. Es gibt auch Modelle, die eine 2 Gang Übersetzung bieten. Das verhält sich wie beim Autofahren, im dritten Gang ist es für das Getriebe deutlich schwerer am Berg anzufahren. Wer einen Gang runterschaltet, erleichtert sich auch das Leben beim Drill großer Fische. Mit einem Knopf oder Heben am Kurbelarm wird eine Übersetzung geschaltet, dies funktioniert auch im Drill.

Beispiel: 4,8:1 und 6,8:1